Gefahrenabwehr aus der Luft
Landrat Constien übergibt an Doberaner Arbeiter-Samariter-Bund moderne Drohne / Umgang mit modernster Technik soll auch junge Leute für das Ehrenamt begeistern
Noch steht sie still auf ihrem orangefarbenen Startplatz. Tobias Lankow drückt ein paar Knöpfe, ein leises Surren ertönt, die Rotorblätter laufen warm – und schon hebt die Drohne ab und hat gleich ein paar Dutzend Meter Luftlinie gut gemacht. „Uns kommt zugute, dass wir bereits seit einem Jahr eine eigene Drohne im Einsatz haben“, erklärt der Geschäftsführer des Arbeiter-Samariter-Bundes im Kreisverband Bad Doberan und steuert das kleine Fluggerät fachmännisch über das Gelände an der Kröpeliner Straße.
Denn schon seit Sommer 2019 können die Doberaner Samariter die neueste Technik nutzen – und bereichern nicht nur den Sanitätszug
Nord, den sie mit der Ambulanz Millich bilden und führen, sondern unterstützen auch die Feuerwehr und die Polizei bei deren Arbeit.
„Noch ist gar nicht abzuschätzen, wie viele Vorteile sich künftig mit diesem neuen Medium für uns ergeben“, macht Lankow deutlich.
„Schön, dass uns der Landkreis Rostock bei unserer Arbeit unterstützt.“
Denn im Rahmen eines Pilotprojektes zur Nutzung einer Drohne bei Einsätzen in der täglichen Gefahrenabwehr und im Katastrophenschutz
hat Landrat Sebastian Constien (SPD) am Mittwoch für den ASB ein neues Exemplar im Gepäck. Zur Verfügung gestellt aus Mitteln
der „Landesbeschaffung“ durch das Landesamt für zentrale Aufgaben und der Technik der Polizei, Brand- und Katastrophenschutz
Mecklenburg-Vorpommern (LPBK MV). Kostenpunkt: rund 8500 Euro – wobei allein die Kamera schon mit 4000 Euro zu Buche schlägt.
Kooperation mit Doberaner Schulen
„Wir wollen deutlich machen, dasswir uns mit neuer Technik weiterentwickeln und auch neue Wege gehen können“, erklärt Constien.
„Das kann auch eine Möglichkeit sein, mehr Menschen anzusprechen und in die Arbeit des ASB einzubinden.“
Das erfolge in Bad Doberan unter anderem in Kooperation mit den Schulen: „Der Umgang mit moderner Technik kann bei jungen Leuten Interesse wecken – im Idealfall werden einige von ihnen dann Mitglied im ASB.“
Das Ehrenamt sei für den Arbeiter- Samariter-Bund enorm wichtig, stellt auch der stellvertretende Vorstandsvorsitzende
Sebastian Schnabel klar: „Die Leute engagieren sich nicht in ihrer Arbeitszeit für uns – das machen sie alles neben ihrem eigentlichen Job.“ Vor einigen Jahren habe es genügt, mit einer Uniform zu werben, sagt der Vorstandsvorsitzende Peter Zemelka: „Das reicht heute längst nicht mehr – da muss den jungen Leuten schon mehr geboten werden.“
Auch deshalb freue er sich, dass der ASB-Kreisverband Bad Doberan mit Blick auf die Gefahrenabwehr ein Vorreiter sei, sagt Kreisbrandmeister
Mayk Tessin: „Vor einem Jahr wurde hier eine eigene Drohne angeschafft – jetzt können wir von den Erfahrungen profitieren.“ Vor allem auch bei der Lufterkundung: „Sonst erfasst man das Geschehen ja meist nur auf Augenhöhe.“ Deshalb könne er sich vorstellen, dass für den großen Landkreis Rostock noch eine zweite Drohne angeschafft werde, so Tessin: „Bei großen Gefahrenlagen können so die Gefahrenzüge Nord und Süd noch besser zusammenarbeiten.“
Große Unterstützung bei Personensuche
Dabei sei das Lenken einer Drohne nicht bloße Spielerei, macht Landrat Constien deutlich: „Dafür gibt es eine richtige Schulung und an deren
Ende einen Führerschein.“ Für den Landkreis ein wichtiger Fingerzeig: „Unsere Partner im Rettungsdienst gehen bei neuer Technik mit.“
Denn beim Einsatz einer Drohne müssten viele Dinge beachtet werden, sagt ASB-Geschäftsführer Tobias Lankow: „Etwa, in welchen Bereichen
so ein ferngesteuerter Flugkörper überhaupt eingesetzt werden darf oder bei welchen Witterungsverhältnissen er nicht abheben sollte.“ Besonders geeignet sei eine Drohne zur Unterstützung bei der Suche nach vermissten Personen, so Lankow. Dafür habe der Hexacopter unter anderem eine Wärmebildkamera. Neben den sechs Rotoren sind zudem LED-Lampen in unterschiedlichen Farben angebracht, die bei Dämmerung und Nacht eine bessere Orientierung beim Verfolgen der Flugrichtung geben.
Kameratechnik sorgt für Auswertung in Echtzeit
Im Zentralwagen des ASB sitzt Manfred Engert. Während Tobias Lankow die Drohne über das Gelände fliegt, kommen im T6-Bus auf einem Bildschirm Livebilder der Kamera aus mehreren Metern Höhe an – denn hier ist die Technik aufgebaut und angeschlossen. „So können wir uns in Echtzeit ein Bild vom Geschehen machen und die Situation besser bewerten“, erklärt Mitarbeiter Engert. Mit Blick auf die Personensuche könne er sich eine weitere Kooperation vorstellen, sagt Constien: „Ein gutes Training könnte doch auch die Suche nach Kitzen im Feld sein – ich stelle dafür den Kontakt zum Kreisjagdverband her.“ Denn mit Drohnen könnten nicht nur Menschenleben, sondern eben auch Tierleben gerettet werden.
Quelle: OSTSEE-ZEITUNG / Lennart Plottke
Foto und Text: Lennart Plottke